Das Bauhaus in Weimar – die wilde Gründungszeit
Warum Walter Gropius die später weltberühmte Architektur- und Kunstschule in Weimar am 1. April 1919 gründet, fußt auf zwei wesentliche Gründe: Erstens ist die Kleinstadt nah und doch fern der Wirren und Unruhen in der Hauptstadt Berlin, zweitens entsteht hier nicht aus dem Nichts eine neue Schule. Vielmehr vereint Walter Gropius mit seinem Vorstoß die ehemalige Großherzogliche Kunsthochschule und das 1902 vom belgischen Designer und Architekten Henry van der Velde gegründete Kunstgewerbliche Seminar. Letzterer schlug als Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes, der die Zusammenarbeit zwischen Kunst, Handwerk und Industrie fördert, Walter Gropius als seinen Nachfolger vor. Statt aber nur die Nachfolge anzutreten, zieht die neue Architektur- und Kunstschule mit einem neuen Ansatz in das von Henry van de Velde gebaute Gebäude. In seinem Manifest fordert Walter Gropius, »junge Menschen aus aller Welt zu einem Bau der Zukunft zu befähigen«, Kunst und Handwerk als eine Einheit zu sehen, Lehre und Praxis Hand in Hand greifen zu lassen. Die Bauhaus Werkstätten – von Atelier und Bühne, Druckerei, Schreinerei, Töpferei, Weberei bis zu der Metallwerkstatt – entwickelten sich zu Orten der Experimente, Diskussionen, Auslegungen von der Rolle der Kunst, des Handwerks und der Gemeinschaft, führten nicht nur zu neuen Gesichtspunkten in Design, Form, Farbe und Materialien sondern auch zu gesellschaftsreformerischen Ideen.